Vielleicht hast du schon mal von Arbeit mit dem inneren Kind gehört. Aber was ist das überhaupt? Und wer ist das ungeliebte Kind in mir?
Lass mich so viel vorwegnehmen: Es lohnt sich sehr mal ein Blick auf dein inneres Kind zu werfen.
Genau darüber habe ich mit Maria Sanchez geredet. Sie ist Traumatherapeutin und Autorin des Buches „Die revolutionäre Kraft des Fühlens“.
Denn auch in der Arbeit mit dem inneren Kind lassen sich Probleme wie starker Leistungsdruck und People Pleasing lösen.
Das Geheimnis hinter der Arbeit mit dem inneren Kind
Als kleine Kinder sind wir wortwörtlich der Welt ausgeliefert und total abhängig von unseren Eltern und unserem engeren Umfeld.
Bei der inneren Kind-Arbeit geht es um die Arbeit an den emotionalen Verletzungen, die eine Person als Kind erfahren hat. Diese Verletzungen können ganz unterschiedlich entstehen. Zum Beispiel aus schwierigen familiären Beziehungen, traumatischen Erfahrungen, aber auch aus ganz anderen herausfordernden Umständen.
Durch die Arbeit mit dem inneren Kind versuchst du, diese Verletzungen aufzuarbeiten und zu heilen. Das mache ich zum Beispiel in der Hypnose. Denn auch wenn diese „Urwunde“ schon vor langer Zeit entstanden ist und oft in den Tiefen unseres Unterbewusstseins begraben liegt, beeinflusst sie immer noch unser Handeln und ist Ursache für ganz aktuelle Probleme.
Genau deshalb lohnt es sich sehr, sich damit näher auseinanderzusetzen.
Die zwei Kinder in dir
In Marias Buch „Die revolutionäre Kraft des Fühlens“ schreibt sie von zwei grundsätzlichen Systemen: dem geliebten und dem ungeliebten Kindsystem.
Unser enges Umfeld hat uns während unserer Kindheit bewusst und unbewusst eine Vorstellung davon vermittelt, wie wir gut und richtig sind. Das geliebte Kind vereint alle diese Seiten von uns, die wir aufgebaut haben, damit wir Liebe, Anerkennung und Sicherheit bekommen. Das sind vor allem erstrebenswerte Eigenschaften wie Höflichkeit, Fröhlichkeit und Strebsamkeit.
Es ist quasi die Antwort auf: Was muss ich tun, um geliebt zu werden? Die Antwort darauf kann für alle ganz unterschiedlich ausfallen.
Dieses „So bist du richtig“-Bild von unserem Umfeld, haben wir zu unserem Bild gemacht.
Dem System steht dein ungeliebtes inneres Kind gegenüber. Hier sind alle Ich-Seiten in uns vereint, die eben nicht in dieses Bild des geliebten Kindes passen. Zu diesen Seiten gehören zum Beispiel Aggression, Angst und Schwäche.
Der ewige innere Konflikt
Diese beiden Systeme sind im ewigen Kampf. Denn durch das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit versuchen wir immer dem geliebten Kind zu entsprechen. Wir wünschen uns Akzeptanz und wollen die Erwartungen im Außen erfüllen, weil wir gelernt haben, dass unser Bedürfnis so gestillt werden kann. Gleichzeitig ist das für uns aber unfassbar anstrengend.
Leistungsdruck ist demnach nichts anderes als die Seite in uns, die sich über Jahrzehnte anstrengt, richtig zu sein.
Das ungeliebte Kind hält jedoch immer dagegen, indem es zum Beispiel Makel ausmerzt, sich immer weiter selbst optimiert, Konfrontation mit der Urwunde vermeidet und mit den Gedanken alleine sein umgeht.
Es ist ein ewiges Hin und Her.
Das kann zum Beispiel so aussehen: Du wirst befördert und hast Erfolg und alles scheint wunderbar. Dann kommst du aber abends nach Hause, hast einen Essanfall, fühlst dich traurig und ausgelaugt oder kommst vom Fernseher nicht weg. Und du fragst dich, was ist denn jetzt los? Es war doch alles gut.
Was los ist? Der innere Konflikt der beiden Kinder: geliebtes inneres Kind gegen ungeliebtes inneres Kind.
Und dieses ewige kämpferische Interagieren zwischen den Systemen kann uns wahnsinnig viel Lebenskraft kosten.
Fühlen statt Funktionieren
Wir leben in einer Geliebtes-Kind-Gesellschaft. Wir bekommen Anerkennung von außen, wenn wir erfolgreich sind, wenn wir schnell sind, wenn wir nicht zu emotional sind.
Ist die Beförderung wirklich ein großer Erfolg? Oder ist Erfolg nicht viel eher, wenn deine Beziehung zu dir selbst besser wird? Denn das Ziel sollte doch nicht sein, in dem Geliebten-Kind-System in ein bestimmtes Förmchen zu passen. Viel schöner ist es, wenn wir alle näher zu uns selbst finden und den Schmerzensschrei des ungeliebten Kindes nicht länger verdrängen.
Denn wir sind keine Maschinen, die gut funktionieren sollten. Wir sind menschliche, fühlende Wesen mit unterschiedlichen Seiten und ganz verschiedenen Dynamiken.
Allerdings werden wir ganz früh schon in eine Form gepresst, sodass uns gar nicht auffällt, dass das nicht normal ist. Deshalb lohnt es sich mal den Blickwinkel zu wechseln, wie wir auf uns selbst schauen.
Wenn wir wirkliche Veränderung in unserem Leben erreichen treffen wollen, dann müssen wir uns mit der Ursache auseinandersetzen, anstatt die Symptome zu bekämpfen. Das kann bedeuten, das eigene ungeliebte Kind näher kennenzulernen und sich auch deren Bedürfnissen zu widmen.
Ich habe Hypnose in meiner Arbeit mit Klientinnen hierbei als supereffektiv erlebt. Wenn du mehr zu mir und meiner Arbeit mit Coaching und Hypnose lesen möchtest, schau einfach hier.
Wie genau Hypnose überhaupt funktioniert, erfährst du im Blogbeitrag „Durch Hypnose endlich genug sein.“
Marias Weg zur Heilung und ihr inneres Kindes
Maria weiß, wie es sich anfühlt, gefangen zu sein. In einem Kreislauf aus eigenen Leistungsansprüchen und belastenden Glaubenssätzen. Dazu kamen die Diagnosen Depression und Angststörung. So richtig nahm das alles seinen Lauf zu Beginn ihres Medizinstudiums. Marias traumatische Kindheit, die sie bis dahin stark verdrängt hatte, drängte sich auf einmal mit aller Kraft nach vorne.
Sie suchte sich Hilfe und die wöchentliche Stunde bei einer Psychotherapeutin wurde zu ihrem Lebensanker. Gleichzeitig hat sie für sich Schritt für Schritt eine Selbstbegleitung entwickelt, die ihr aus ihrer schweren Situation geholfen hat. Dabei hat die Arbeit mit dem inneren Kind eine sehr große Rolle gespielt. Maria beschreibt die Erfahrung als ein großes Aufwachen in einem anderen Bewusstsein.
Heilung ist nie linear. Es gibt immer Hochs und Tiefs. Wenn es wirklich darum geht, sich mit all der inneren Tiefe zu erforschen und kennenzulernen, dann ist das keine lineare Erfahrung.
Heilung braucht Zeit und es ist ein Abenteuer. Manchmal kommen wir durch innere Landschaften, die sehr steinig sind und wir wissen gar nicht, wie wir uns da gut an die Hand nehmen können.
Genau dann ist es wichtig, sich erst mal innerlich auf eine Bank zu setzen und zu beobachten. Aber dann kommen wir eben auch durch Landschaften, wo wir Seiten von uns entdecken, von denen wir vielleicht bis dahin nicht mal etwas wussten. Und diese tiefe innere Heimkehr kann unglaublich bewegend sein.
Der Erwartungsdruck-Teufelskreis
Genau dieser Ansatz kann auch in anderen Kontexten helfen. Zum Beispiel bei Leistungsdruck oder auch Erwartungsdruck.
Denn genau dieser Druck tritt oft nicht nur auf der Arbeit auf, sondern auch wenn es um die eigene Entwicklung geht.
Wenn du also dieses Gefühl wahrnimmst oder vielleicht ein Muster in deinem Verhalten beobachtest, dann schau da mal ganz genau drauf. Und überlege dir, was kannst du jetzt gerade davon mitnehmen? Bringt dieses Gefühl vielleicht gerade eine Erkenntnis mit sich oder kannst du daraus etwas lernen?
Wir sind kollektiv stark geprägt, lösungsorientiert zu denken. Sogar so sehr, dass wir die Gewalt, die oft in dem lösungsorientierten Ansatz steckt, gar nicht bemerken. Denn genauso kann zum Beispiel Erwartungsdruck zu einem Teufelskreis werden:
- Du empfindest Erwartungsdruck.
- Du schaust darauf und fragst dich, was du daraus lernen kannst.
- Das kann wiederum zu einer Erwartung werden. Es fühlt sich an wie ein Anspruch, dass es hier einen Sinn geben muss. Es muss hier quasi einen Lernerfolg geben.
- Und so stehst du wieder am Anfang und empfindest womöglich noch mehr Erwartungsdruck.
Beobachten statt Lösen
Das heißt, manchmal greifen wir nach Lösungsansätzen, die eigentlich Teil des Problems sind. Gleichzeitig widmen wir uns oft nur oberflächlich den Symptomen, anstatt dass wir der Urwunde widmen, wie es bei der Arbeit mit dem inneren Kind gemacht wird.
In solchen Momenten hilft es, einen Schritt nach hinten zu gehen. Ein bisschen so, als wärst du in einem Museum und die Gemälde reichen hoch bis zur Decke.
Betrachte alles einfach mal so, wie es ist. Da kann es wirklich erst mal hilfreich sein, sich einzugestehen. „Ich stehe unter Druck.“
Erlaube dir Angst zu haben. Es ist in Ordnung.
Du musst jetzt gerade gar nichts lösen. Erst mal baust du eine Brücke zu den tieferen Ebenen in dir und lernst die Gefühle in dir kennen. Anstatt auf einer oberflächlicheren Ebene sofort nach Lösungsstrategien zu suchen.
Die erste Frage ist also: Wo stehe ich innerlich überhaupt?
Nicht: Wo sollte ich stehen?
Es ist ein Abenteuer, sich tiefer kennenzulernen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Das macht Angst, weil es bedeutet, dass die Kontrolle ein Stück weit abgegeben wird.
Aber genau mit der Angst, dann weiterzugehen und sie zu erforschen, bringt uns letztlich eine emotionale Intimität mit uns selbst, die sonst so schnell verloren geht. Wenn wir in versteckten Kleidern eigentlich immer noch in uns eine Optimierung auslösen, dann eben im Kleid von „alles darf da sein“.
Was dein inneres Kind dir lehrt
Bei der Arbeit mit dem inneren Kind geht es auch viel darum, zu lernen, sich selbst anzunehmen mit allen Gefühlen und Bedürfnissen, ohne in irgendeine Form passen zu müssen.
Bei diesem ersten Blick nach innen geht es auch viel darum zu erkennen, wie wir mit uns selbst reden. Denn oft sind wir zu uns selbst viel härter und gemeiner als zum Beispiel zu einer Freundin.
Ich habe diese meckernde Stimme in meinem Kopf meine „innere Kritikerin“ getauft. Im Blogeintrag „Wie du dir mit dem Hochstapler-Syndrom deine Erfolge absprichst“ findest du noch mehr zur inneren Kritikerin und wie ich einen guten Umgang mit ihr gefunden habe.
Ich begleite Klientinnen auf ihrer Reise weg von Leistungsdruck und hin zu mehr Leichtigkeit im Job. Dabei arbeiten wir auch intensiv mit dem inneren Kind, um die Ursache des Problems zu lösen. Ich durfte Hypnose bei mir selbst und meinen Klientinnen schon als supereffektiv erleben. Wenn ich auch dich auf deiner Reise begleiten darf, findest du hier mehr Infos zu mir und meinem Angebot.
Ich wünsche dir alles Gute und eine wundervolle Woche.
Alles Liebe
Deine Insa
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