Published On: 30.März 2021|Kommentare deaktiviert für Wie deine berufliche Zufriedenheit und dein Gehalt zusammenspielen|

Das Gehalt hat einen wichtigen Einfluss auf unsere berufliche Zufriedenheit – auch wenn wir das manchmal gar nicht so wahrhaben wollen. Du brauchst ein Minimum, um deine Ausgaben zu decken und dich für deine Leistungen anerkannt zu fühlen. Allerdings muss das Gehalt auch nicht unendlich hoch sein, da es dann auch nicht weiter glücklich macht. Find ein Szenario, das für dich eine gute Mischung aus Gehalt und Begeisterung für die Tätigkeit darstellt.

Es ist eine einmalige Chance. Du bekommst einen Anruf von einer Organisation, bei der du dich beworben hattest.

Die Person am anderen Ende bietet dir eine Stelle an, in der die Bezahlung sehr gut ist. Allerdings bist du dir nicht sicher, inwiefern die Aufgaben und das Arbeitsumfeld zu deinen Wünschen passen. Und da stellt sich dann die Frage: welche Rolle sollte das Gehalt bei der Jobwahl spielen?

Von Frauen höre ich immer wieder die Aussage, dass ihnen das Gehalt ja nicht so wichtig sei. Teilweise landen sie dann aber eben in Stellen, in denen ihnen das Gehalt doch zu niedrig ist, da sie merken, wie die Ausgaben sich entwickeln und, was andere so verdienen. Und die Gehaltsspanne mit einem akademischen Abschluss ist eben sehr hoch.

Kurzfristig ist ein niedriges Gehalt nervig. Wenn man aber auch langfristig keine Perspektive auf Verbesserung des Gehalts hat, dann kann das ziemlich frustrieren.

Ein angebrachtes Gehalt ist ein Bedürfnis

Um Bedürfnisse detaillierter zu verstehen, finde ich die Bedürfnispyramide von Maslow¹ ganz anschaulich. Diese habe ich in diesem Blogpost schon genauer beschrieben. Im Allgemeinen gibt es fünf aufeinander aufbauende Stufen: Physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Ich-Bedürfnisse und ganz oben die Selbstverwirklichung.

Das Gehalt ist dabei auf verschiedenen Stufen einzuordnen. Einerseits zählt der Lohn als ein grundlegendes Sicherheitsbedürfnis, das die notwendigen Ausgaben im Leben decken soll. Wenn das pure Überleben dann aber durch das Gehalt gesichert ist, dann ist die Höhe des Gehalts eher ein „Luxusproblem“ im Bereich der Ich-Bedürfnisse. Das Gehalt symbolisiert dann primär Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit.

Damit bildet das Gehalt die Grundlage für Selbstverwirklichung. Meine Freundin hat mir erzählt, dass sie immer wieder ihr zu niedriges Gehalt im Kopf hat. Das hält sie davon ab, sich entspannt auf ihren Job zu fokussieren. Wenn Menschen also Wertschätzung und Anerkennung durch das Gehalt vermissen, werden sie es schwieriger haben, sich bei der Arbeit auch voll selbst zu verwirklichen.

How High Should We Reach?

Okay, wir haben also herausgefunden, dass das Gehalt eine wichtige Grundlage darstellt und nicht zu niedrig sein darf. Allerdings muss es auch nicht unglaublich hoch sein. Kurzfristig gibt es einem ein intensives Erfolgs- und Glücksgefühl, aber es macht per se nicht zufrieden.

In einer bekannten Studie in den USA aus dem Jahr 2010 wurde herausgefunden, dass die Zufriedenheit durchschnittlich mit dem Einkommen bis 75.000$ steigt. Danach scheinen extra Dollar nicht mit einer höheren Zufriedenheit zusammenzuhängen.² Die Forscher haben festgestellt, dass ein hohes Gehalt eine gewisse Schwelle an Zufriedenheit kaufen kann, aber dann keine automatisch höhere Zufriedenheit bedeutet.

In einer anderen Studie in den USA wurden Versuchspersonen ein Kartenstapel mit materiellen (z.B. ein Auto) und immateriellen Zielen (z.B. familiäres Glück) gegeben. Davon sollten sie dann die Karten nehmen, die ihren Zielen entsprachen. Die Personen, die überwiegend materielle Ziele ausgewählt haben, hatten physisch und psychisch ein schlechteres Wohlbefinden.³

Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man von einem Job enttäuscht ist, den man nur wegen des Geldes auswählt. Es gibt immer welche, die mehr verdienen und die einem selbst dann wieder das Gefühl geben, nicht genug zu verdienen.⁴

Und Erich Fromm unterstreicht das auch in seinem Buch Haben oder Sein. Er beschreibt, dass der Haben-Modus zur Selbstsucht führt und der Sein-Modus erst richtige Wertschätzung ohne Bezifferung ermöglicht.⁵

Den Sweet Spot finden

So, wir haben also festgestellt, dass ein sehr hohes Gehalt nicht unbedingt glücklicher machen wird. Und wir haben gesehen, dass ein niedriges Gehalt einen von der eigenen beruflichen Zufriedenheit abhalten wird, wenn man sich nicht ausreichend anerkannt und wertgeschätzt fühlt.

Zwischen diesen Extremen gilt es nun, den Bereich zu finden, der für einen selbst passabel ist.

Kürzlich war ich mit einer Freundin spazieren. Sie hat mir berichtet, dass sie inhaltlich mit ihrer Arbeit in den meisten Aspekten zufrieden ist und auch liebend gern mit ihren Kolleg:innen zusammenarbeitet. Allerdings ist ihr Gehalt recht niedrig und es gibt keine Perspektive auf eine Besserung, wenn sie bei ihrem Arbeitgeber bleibt. Für sie hat sich also die Frage gestellt, wie viel sie bereit ist von den positiven Aspekten aufzugeben, um ein höheres Gehalt zu bekommen.

Ich finde es grandios, wenn Menschen sich so wohlfühlen bei ihrer Arbeit und tagtäglich gerne zur Arbeit gehen. Allerdings sollte man sich auch, wenn man nur mit dem Gehalt unzufrieden ist, tatsächlich fragen, wie sehr einen das stört. Und was einen meistens davon abhält, dann wirklich etwas zu verändern, ist die Unwissenheit. Wir kennen meistens nur die Tätigkeiten, die Menschen in unserem Umfeld ausüben oder die, die man schon im Kindergarten lernt (Feuerwehr, Polizei und Bäckerei grüßen).

Es geht also einmal darum, herauszufinden, was man mindestens verdienen möchte und auch darum, was man mit welchen Tätigkeiten verdienen kann und inwiefern diese Tätigkeiten einen selbst begeistern würden.

Wenn du verschiedene Szenarien für dich definierst und dich dann für eine Option entscheidest, dann weißt du, was möglich wäre und warum du dich für deinen Weg entschieden hast. Dann kannst du aufhören, dir die Frage zu stellen, ob du nicht doch mehr verdienen solltest.

Let’s Go

Fang doch einfach mal damit an, dir zu überlegen, wie viel du mindestens für dein Leben brauchst. Wie hoch sind deine Ausgaben aktuell und welchen Luxus möchtest du dir leisten können. Wie werden sich deine Ausgaben in den nächsten zehn Jahren entwickeln, wenn sich Dinge in deinem Leben ändern? Und wie viel Geld möchtest du für deine Altersvorsorge zur Seite legen?

Last but not least möchte ich noch einen Glaubenssatz ansprechen. Wenn du sagst, dass Gehalt dir nicht so wichtig ist, dann ist das keine Ausrede dafür, dein Gehalt nicht zu verhandeln. Das wird nämlich nur dazu führen, dass du ungerechter behandelt wirst als andere. Andere Faktoren bei deinem Job werden wahrscheinlich nicht besser dadurch, dass du die Verhandlung vermeidest. Nur könnte es dich frustrieren, dass anderen mehr Wert zugesprochen wird – weil sie ja auch pro Stunde mehr kosten. Wer sich selbst einen hohen Wert gibt und den auch so vorlebt, wird auch wertschätzender behandelt.

Und Frauen verhandeln häufig nicht. Ich finde wir sollten über unseren Schatten springen und das ändern. Und dann hoffentlich auch den Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern endlich mal verringern.

Ich sende dir liebe Grüße und Mut, mehr über Geld zu sprechen!

Deine Insa

Zum Weiterlesen

¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Maslow
² https://www.pnas.org/content/107/38/16489.abstract
³ https://www.researchgate.net/publication/232447683_Materialistic_values_Their_causes_and_consequences
⁴ Volker Kitz & Manuel Tusch: Das Frustjobkillerbuch
⁵ Erich Fromm: Haben oder Sein

Photo by Fabian Blank on Unsplash

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