Damit du einen Job finden kannst, der dich wirklich glücklich macht, solltest du zunächst herausfinden, was du richtig gut kannst. Die Reflektion von starken Momenten kann dir dabei helfen, zu erfahren, wo deine Stärken liegen. Das Verhalten in solchen Momenten kannst du analysieren und die Gründe für den Erfolg in diesen Situationen herausfinden.

Ich erinnere mich an eins meiner letzten Bewerbungsgespräche. Die Interviewerin hat mich nach meinen Erfolgserlebnissen gefragt. Und irgendwie hatte ich nicht so eine Antwort parat, von der ich den Eindruck hatte, dass sie der Interviewerin gefallen hätte. In dieser Situation hätte es mir sehr geholfen, meine Erfolgserlebnisse gekoppelt mit den Potenzialen, die ich in den Situationen bewiesen habe, zu kennen.

Warum du deine starken Momente reflektieren solltest

Deine Potenziale sind der Aspekt, den du am allerdringendsten herausfinden solltest. Wenn du Tätigkeiten nachgehst, in denen du deine individuellen Potenziale voll einsetzen kannst, ist es wahrscheinlicher, dass du motivierter bist¹ und Erfolgserlebnisse in deinem täglichen Tun hast. Wenn du dir deiner Talente bewusst bist, erhöht das außerdem das Selbstbewusstsein und du kannst deine Erfolge genießen.² Dann denkst du nämlich wahrscheinlich nicht, dass dein Kollege oder das gute Wetter für deine gute Präsentation verantwortlich ist – sondern du weißt, dass du selbst einfach richtig gut darin bist, Präsentationen zu halten.

Und starke Momente sind eine Möglichkeit, mehr über deine Potenziale herauszufinden.

Was sind solche starken Momente?

Starke Momente sind Situationen, in denen sich bei dir ein positives Gefühl breit gemacht hat. Das kann entstehen durch kleine Erfolgserlebnisse, wenn du etwas geschafft hast, durch das Lob anderer oder wenn du in einen Flow-Zustand gekommen bist, in dem du deine Tätigkeit super ausgeführt hast. Flow steht für eine Art Glückszustand, in dem du mit voller Konzentration, Motivation und einer starken Energie an einer Aufgabe arbeitest.³ Dieser Flow-Zustand entsteht meist dann, wenn wir unsere Expertise einsetzen⁴ und an der Obergrenze unseres Könnens agieren.³ Die Situationen, in denen du voll im Flow warst, geben dir deshalb Indizien auf deine Expertise und Fähigkeiten.

Wie können wir diese Momente abrufen?

In Situationen, in denen du etwas gut machst, werden Glückshormone ausgeschüttet. Diese Glückshormone verleihen deiner Erinnerung eine besondere Wichtigkeit und tragen damit dazu bei, dass diese in deinem Gehirn abgespeichert wird.

Die Erinnerungen kannst du nun abrufen und analysieren.

Bei der Analyse nimmst du den Dreiklang aus Eigenschaften, Tätigkeiten und Wissen unter die Lupe

Julia Glöer empfiehlt, fünf Situationen zu notieren, die positiv in Erinnerung geblieben sind.⁵ Diese Situationen kannst du dann analysieren:

  • Welche Eigenschaften hast du gezeigt?
  • Welche Tätigkeiten zeigen sich darin?
  • Welches Wissen hast du eingesetzt?

Am Ende kannst du eine Liste erstellen mit den Potenzialen, die du gefunden hast. Die Dinge, die du gut kannst, aber nicht gerne machst, kommen nicht mit auf die Liste. Ich bin zum Beispiel gut im Organisieren. Allerdings mache ich es nicht leidenschaftlich gerne und sehe es nicht als eins meiner Kerntalente an. Also muss es auch nicht auf die Liste.

Die Situation schrittweise durchgehen

Wenn du nicht direkt darauf kommst, was du in solchen Erfolgssituationen an Potenzialen gezeigt hast, kannst du sie auch schrittweise durchgehen. Dafür kannst du dir Projekte aus dem Alltag greifen, die dir gut gelungen sind. Dann gehst du kleinschrittig durch, was du gemacht hast, um die Situation gut zu meistern oder das Erfolgserlebnis herbeizuführen.⁶ Diese Schritte kannst du entweder in deinem Notizbuch notieren oder du erzählst einfach nur und eine andere Person notiert die Schritte.

Du entwickelst deine eigenen Narrativen

Ein Riesenvorteil davon, deine Stärken von eigenen Situationen abzuleiten, ist, dass du Geschichten  zu deinen eigenen Erfolgen entwickelst. Diese hast du dann in Bewerbungsgesprächen oder im Austausch mit anderen direkt parat. #networking

Wir sind als arbeitende Personen häufig in Situationen, in denen wir uns selbst vermarkten, um von anderen als kompetent wahrgenommen zu werden. Und Storytelling gilt als eins der wichtigsten Marketing-Instrumente der heutigen Zeit. Also: kenne deine eigenen Geschichten.

Was meine starken Momente mir über meine Potenziale sagen

Eins der Erfolgserlebnisse, von denen ich lange Zeit in Bewerbungsgesprächen berichtet habe, ist eine Situation aus meinem Freiwilligendienst in Argentinien. Nachdem ich erst zwei Monate dort war, sind in der Kindertagesstätte, in der ich gearbeitet habe, die Windpocken ausgebrochen. Dadurch waren dann an einem Tag nur acht Kinder in der Kita und die anderen beiden argentinischen Erzieherinnen sind zuhause geblieben. Das hat für mich bedeutet, dass ich mich um diese Kinder ganz allein kümmern musste. Also musste ich in der Stunde vor dem Essen sieben Sachen gleichzeitig machen: Kinder aufs Töpfchen setzen, ausziehen, duschen, anziehen, Haare flechten und alle anderen bei Laune halten und mit Spielsachen versorgen.

Während ich dann auf dem Boden kniete und einem Kind die Schuhe anzog, hat die deutsch-argentinische Leiterin der Kita ihren Kopf zum Fenster reingestreckt und gesagt: „Insa, du bist eine Heldin.“

Diese Situation zeigt mir, dass ich gut darin bin, viele Faktoren im Blick zu halten bei der Arbeit und sicherzustellen, dass nichts in Vergessenheit gerät. Dieses Potenzial kann ich in meinem jetzigen Job auch sehen. Meine Kolleg*innen, mit denen ich im Change Management arbeite, haben mir zurückgemeldet, dass sie es super finden, dass ich so viele verschiedene Faktoren auf dem Schirm behalte und vorantreibe oder rechtzeitig daran erinnere.

Was du tun kannst

  • Lehne dich zurück und überlege dir, in welchen Momenten sich ein besonders positives Gefühl in deiner Magengrube breit gemacht hat.
  • Analysiere diese Momente dann schrittweise oder überlege dir, welche Eigenschaften, Fähigkeiten und welches Wissen dir beim Gelingen der Situation geholfen haben.
  • Führe ein Erfolgstagebuch. ⁶ Notiere dir beispielsweise jeden Sonntag deine Erfolge – aktuelle und solche, die schon weiter weg sind.

Zum Weiterlesen

¹ Ilja Grzeskowitz: Mach es einfach!
² Klaus Siefert: Denn wir wissen nicht, was wir können. August 19, Harvard Business Manager.
³ Marco von Münchhausen: So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund
⁴ Aljoscha Neubauer: Mach was du kannst
⁵ Julia Glöer: Berufsglück
⁶ Dirk Kreuter: Was ich meinem 18-jährigen Ich raten würde.

Photo by Miguel Bruna on Unsplash

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