Ich hab eine Frage an dich: Welches Kind wird wertlos geboren?
Welches Kind ist schon bei der Geburt nicht so richtig wertvoll, nicht so richtig okay wie es ist und nicht so richtig liebenswert?

Ich glaube, wir sind uns da ziemlich einig, dass alle Babys und auch alle Menschen absolut liebenswert sind. Auch wenn Babys vielleicht mal schreien ändert das nicht ihren Wert.
Also alle Menschen sind per se wertvoll. Einfach so grundsätzlich.
Das ist meine Haltung und auch die von sehr vielen anderen.

Aber wie sieht es so in dir aus? Fühlst du dich die meiste Zeit wertvoll, liebenswert und genau richtig?
Kommen da bei dir gerade ein paar Selbstzweifel hoch oder du fühlst dich gar nicht so richtig, wie du bist? Dann ist dieser Blogeintrag genau für dich. Denn ich habe eine Übung für dich, mit der du alleine von zu Hause aus deinen Selbstwert erhöhen kannst. Schnapp dir ein Getränk deiner Wahl und tauche ein.

Oder ist deine Antwort eher „Ja absolut! Ich bin liebenswert, genau richtig und wertvoll.“
Dann möchte ich dir ganz herzlich gratulieren zu dieser schönen Einstellung.
Vielleicht kannst du hier trotzdem etwas mitnehmen. Denn dann bekommst du hier einen kleinen Einblick in die Köpfe deiner Mitmenschen. Und vielleicht kennst ja auch jemanden, bei dem die Antwort nicht so klar ausfällt wie bei dir.

Sich wertvoll zu fühlen ist ein Lernprozess

So wie wir so Vieles im Leben erlernen, speichern wir auch einige Informationen über unseren eigenen Wert ein.
Wir lernen ganz früh, dass dieses „Wertvollsein“ an Bedingungen geknüpft ist. Also, dass wir irgendwas dafür machen müssen, damit wir gemocht werden.
Zum Beispiel, dass wir gute Kinder sind, wenn wir den Teller leer essen.

Wenn dich interessiert, was dahinter steckt und was es mit dem geliebten und ungeliebten Kind auf sich hat, findest du die Antworten darauf im Blogeintrag „Wie dein geliebtes inneres Kind dich im Griff hat“.
Da spreche ich mit Maria Sanchez darüber, dass das geliebte Kind ein innerer Anteil von uns ist, der genau gelernt hat, was zu tun ist, um geliebt zu werden. Das bedeutet eben, dass wir nicht einfach glücklich und frei drauf los leben und unsere Bedürfnisse erfüllen können, sondern dass wir immer ein Stück weit an diese Vorgaben, das, wofür wir geliebt werden, gebunden sind.

Vielleicht kennst du das auch, dass du schon ziemlich früh gelernt hast, was zum Beispiel deine Eltern gut finden. Diesen Einfluss haben aber natürlich nicht nur deine Eltern auf dich, sondern auch die Gesellschaft und zum Beispiel deine Lehrer:innen.

Wofür haben die dich gelobt?
Von denen hast du gelernt, was sich gehört, was gut ist, was schlecht ist und besonders: Wann bist du gut?

Das gelobte Verhalten löst ein gutes Gefühl in uns aus.
Und unser Ziel ist es, ganz häufig dieses Gefühl aufrechtzuerhalten. Denn es fühlt sich genau dann stimmig an, wenn wir das machen, was die Menschen in unserem Umfeld gut finden. Das, was unsere Mutter gut findet oder für das sich unsere Freunde oder Freundinnen entscheiden würden.

Oder vielleicht kennst du es auch, dass du besonders gute Leistung gebracht hast und dann wieder eine positive Rückmeldung bekommst. Durch diese Bestätigung weißt du wieder, dass du gut bist und alles passt.

Selbstwert erhöhen vs. minderwertig fühlen

Genau wie aus Lob lernen wir natürlich auch aus den negativen Reaktionen von unserem Umfeld zu dem Verhalten, das wir nicht an den Tag legen sollten.

Bei den negativen Reaktionen, die du vielleicht in deiner Kindheit mal erlebt hast, fehlt natürlich dieses schöne Gefühl, das bei Lob aufkommt. Stattdessen kann es sein, dass du ein kurzes Gefühl von Minderwertigkeit erlebt hast, also irgendwie doch nicht okay zu sein. Weil du genau da gelernt hast, wie du dich verhalten solltest, also in welcher Bedingung du „nicht ganz so richtig oder wertvoll“ bist.

Minderwertigkeitskomplex ist ein Wort, das immer öfter seinen Weg in unseren Sprachgebrauch gefunden hat. Ich möchte dir jetzt gar nicht den Stempel Minderwertigkeitskomplex aufdrücken, aber so kannst du dir es vielleicht ein bisschen besser vorstellen. Vielleicht kennst du ja eine Person, bei der du einen Minderwertigkeitskomplex vermutest. Das Klischee wäre zum Beispiel hier ein Mensch, der übertrieben krasse Autos fährt und dabei gerne den Motor aufheulen lässt. Behalte dieses Bild vielleicht mal für einen Moment im Kopf.

Du hast dieses kurze Gefühl der Minderwertigkeit vielleicht sogar in der Kindheit schon erlebt. Deswegen möchtest du das möglichst gar nicht mehr fühlen. Um das zu schaffen, musst du deinen Selbstwert schützen. Das ist der Wert, den du selbst bei dir wahrnimmst und spürst.

Menschen wählen unterschiedliche Wege, um ihren Selbstwert aufzubauen und zu schützen. Davon sind aber nicht alle gleich gut.

Ein Weg ist zum Beispiel zu denken „Wenn ich viel leiste, dann bin ich viel wert und habe es richtig gemacht.“, oder „Wenn ich keine Fehler mache, dann bin ich viel wert.“ Dadurch schützt du deinen Selbstwert kurzzeitig und vermeidest, dass das Gefühl von Minderwertigkeit aufkommen kann.

Bei dem Autofahrer aus dem klischeehaften Beispiel kann das zum Beispiel sein: „Wenn ich ein cooles Auto fahre, dann bin ich viel wert.“

Ein anderer Weg ist, dich ständig so zu verhalten, wie andere es sich wünschen. Also anderen immer extrem entgegenzukommen. Das passiert im Job sowie auch privat. Aber im Coaching bekomme ich häufig von meinen Klientinnen mit, dass es besonders auf der Arbeit eine Falle ist, in die Viele schnell geraten.

Warum die Schutzstrategien nicht ewig deinen Selbstwert erhöhen

Das Schöne an diesen Strategien ist, dass sie uns eigentlich nur helfen wollen. Sie versuchen nämlich unseren Selbstwert zu schützen, sodass dieses Gefühl von Minderwertigkeit gar nicht aufkommen kann. Die Krux an diesen Schutzstrategien ist allerdings, dass es unfassbar anstrengend ist, all diese Verhaltensweisen immer aufrecht zu erhalten.

Also ständig schauen, dass du ja keinen Fehler machst. Immer darauf achten, dass du an jedem Arbeitstag alles perfekt hinterlässt. Ständig sicherstellen, dass du alle Kolleg:innen und Führungskräfte glücklich machst.

Das ist so eine große Herausforderung an sich selbst, der wir kaum gerecht werden können und die ganz häufig deine eigenen Bedürfnisse unterdrückt.

Zum Beispiel könnte ein Bedürfnis sein, dass du eigentlich gerne eine entspannte Mittagspause machst. Stattdessen arbeitest du aber doch wieder in der Mittagspause, um die Führungskraft zufriedenzustellen.

Sprich, deine persönlichen Bedürfnisse werden ignoriert, weil du deinen Selbstwert schützen möchtest.

Wir versuchen unsere Gefühle auf der Sonnenseite zu lassen, sodass es sich stimmig anfühlt.
Dafür sind wir am Ende im ständigen Kampf mit uns selbst.
Vielleicht findest du dich da wieder.
Die entscheidende Frage ist dann: Was kannst du denn machen?

Wie kann ich alleine meinen Selbstwert erhöhen?

Da möchte ich dir einen Tipp mitgeben, den du mal ausprobieren kannst. Schau einfach, wie sich das für dich anfühlt und wie das für dich am besten funktioniert.

Also, du kannst dir das so vorstellen: Jeder Mensch hat in sich ganz viele unterschiedliche Anteile.

Vielleicht kennst du ja den Blogeintrag zur inneren Kritikerin. Das ist auch ein Anteil, den manche Menschen in sich tragen.

Anteile kannst du dir vorstellen wie Menschen, die in dir wohnen und jeweils ein starkes Bedürfnis haben. Vielleicht gibt es einen Anteil in dir, der das Bedürfnis hat, dich immer zu schützen und dich deshalb dazu bewegt, dich besonders anzustrengen, damit dir ja nichts passiert. Oder vielleicht hast du einen Anteil in dir, der das Bedürfnis nach Entspannung hat.

Hinter deinen Schutzstrategien steckt häufig ein Anteil von dir, der traurig ist, sich nicht gesehen fühlt und Angst hat.

Du kannst dir das so vorstellen, dass das dein inneres Kind ist, das sich irgendwann mal minderwertig gefühlt hat und dich jetzt unbedingt vor diesem Gefühl beschützen möchte. Seine Gefühle treiben dich nun an, ständig gute Leistungen zu erbringen.

Und genau um dieses Kind in dir kannst du dich jetzt einmal kümmern. Das klingt vielleicht erst mal ein bisschen abstrakt, aber lass dich einfach drauf ein und probiere es aus.

Setz dich dazu vielleicht gemütlich in einen Sessel und fühl in dich hinein.

Ich weiß, das ist alleine nicht immer so leicht, deshalb mache ich das im Coaching gerne mit meinen Klientinnen zusammen. Trotzdem weiß ich, dass das auch alleine möglich ist. Deswegen probier es ruhig mal aus. Setz dich hin und überleg dir mal, was dieses innere Kind für Bedürfnisse hat. Was braucht es eigentlich gerade und was wurde bisher überhört?

Denn irgendwie versucht dein innere Kind ja die ganze Zeit zu kämpfen und den Selbstwert zu schützen. Also wurden manche Bedürfnisse irgendwie bisher nicht beachtet.

Und du kannst auch einfach mal schauen, aus welchem Alter von dir das Kind kommen könnte. Was könnte es erlebt haben, dass es jetzt das Gefühl hat, nicht so viel wert zu sein?

Dann frage das Kind mal, was es braucht? Gibt es etwas, was du machen kannst?

Und jetzt wird es vielleicht noch einen Schritt verrückter, aber du kannst dein inneres Kind in dir auch fragen, ob es sich über eine Umarmung freuen würde. Anstatt Umarmen kannst du dein inneres Kind auch auf den Schoss nehmen und trösten, wenn es das möchte.

Diese Übung erfordert auf jeden Fall ein bisschen Vorstellungskraft. Aber die Arbeit mit dem inneren Kind ist so wertvoll, weil du genau hinschaust, wo die Verletzungen stattgefunden und wo die kleinen Gefühle der Minderwertigkeit dich geprägt haben.

Ich wünsche dir ganz viel Erfolg dabei, dich um dich selbst zu kümmern, für dich einzustehen und dir selbst zu erlauben, dich bedingungslos wertvoll zu fühlen. Denn dein eigener Wert ist nicht an Bedingungen geknüpft.
Egal was du tust. Ganz egal wie du dich anderen Menschen gegenüber verhältst. Und vor allem egal wie viele Fehler du machst.
Du bist immer wertvoll und liebenswert, genau so wie du bist.

Ich wünsche dir viel Spaß und freue mich, einen kleinen Erlebnisbericht von dir zu hören. Schreib mir gerne, wie es dir dabei ging, dich mit deinem inneren Kind auszutauschen.

 

Bis dahin alles Gute und sonnige Grüße!

Alles Liebe
Deine Insa

 

Credits: Foto von Boba Jovanovic auf Unsplash

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