Published On: 23.Mai 2023|Kommentare deaktiviert für Warum du andere enttäuschen musst|

Es gibt keinen Weg daran vorbei, andere Menschen zu enttäuschen.
Du musst sogar andere enttäuschen. Und du kannst es auch, obwohl es dir vielleicht noch schwerfällt.
Ich möchte dir von einer Situation berichten, in der es mir nämlich genau so ging. Ich hatte so schreckliche Angst, andere Menschen zu enttäuschen. Und genau dann hatte ich in meinem Job eine Zusatzrolle. Neben meiner normalen Rolle im Job durfte ich ein Team leiten.

Ich habe viel Spaß gehabt in der Rolle, aber habe leider immer mehr gemerkt, dass das zu viel für mich war. Mir ist alles zu viel geworden. Ich hielt den perfekten Kurs in Richtung Burnout. Glücklicherweise habe ich noch die Kurve gekriegt. Aber genau das war die Situation. Ich hatte diese Rolle, aber ich wollte sie irgendwann einfach nur noch loswerden.

Ich habe mir also einen drei Monatsplan erstellt, um mein Stresslevel unter Kontrolle zu kriegen. Ganz konkret habe ich mir aufgeschrieben, in welchem Monat ich in meinem Job was herunterfahre.
Und Teil dieses Plans war es, diese Rolle abzugeben. Aber es fiel mir superschwer, das intern zu kommunizieren. Obwohl ich es total legitim fand, weil ich ja offensichtlich schon genug Aufgaben auf meinem Schreibtisch liegen hatte. Ich wollte die Zusatzrolle auf jeden Fall abgeben.
Ich wusste allerdings, dass meine Chefin unbedingt wollte, dass ich diese Rolle weiter mache. Und sie zu enttäuschen schien mir wie das Schlimmste, was ich tun könnte. 

Am Ende lief es blöderweise so, dass ich einem Kollegen davon erzählt hatte und meine Chefin es nicht mal von mir selbst, sondern von ihm erfahren hat. Das zeigt einfach, wie unglaublich schwer es mir fiel, das anzusprechen. Und das alles nur, weil meine Angst so groß war, sie zu enttäuschen.

Wie so oft kann ich dir also eins sagen: Du bist nicht allein. Es kommt sehr häufig vor, dass Menschen Angst haben, andere zu enttäuschen. Ich kenne das von mir selbst, aber auch von meinen Klientinnen nur zu gut.

Woher kommt die Angst, niemanden enttäuschen zu wollen? 

Vielleicht kennst du den Begriff „FOMO“. Der steht für Fear of Missing Out, also die Angst, etwas zu verpassen.
Einen ähnlichen Begriff gibt es für die Angst zu enttäuschen: „FODO“ – Fear of Disappointing Others.
Also, es ist ein bekanntes Phänomen, das da auftritt. Die Frage ist: was steckt dahinter? 

Suche nach Anerkennung

Einmal ist es der Wunsch, gemocht zu werden. Dazu gehört die Angst vor Liebesentzug von geliebten Menschen. Wenn ich etwas nicht so mache, wie andere es wollen und ich jemanden also enttäusche, dann besteht für mich gegebenenfalls genau dafür ein Risiko.
Also, dass sie mir nicht mehr das geben, was sie mir bisher geben und dass die mich nicht mehr genau so wollen. Sprich, es ist eine Suche der Anerkennung aus dem Außen

Abhängigkeit von Feedback

Wenn eine Reaktion von außen kommt, dann lässt du das ganz nah an dich ran. Zum Beispiel in meinem Fall war mir das Feedback meiner Chefin sehr wichtig.
Ich habe ihre Reaktionen sehr stark mit meinem Selbstwert verknüpft. Wenn sie meine Arbeit gut fand, dann dachte ich auch, ich bin gut genug, so wie ich bin. Ich bin richtig, wie ich bin.
Solange es positives Feedback gab, war alles gut.

Aber natürlich gab es nicht immer positives Feedback.
Wenn man dann Riesenangst bekommt, andere zu enttäuschen und möglicherweise ein negatives Feedback bekommt, dann beginnt es schnell, Selbstzweifel zu regnen. „Dann bin ich wahrscheinlich doch nicht richtig, wie ich bin. Und ich bin gar nicht so viel wert.“
Genau das ist das Risiko hier. Und es zeigt, dass es nicht nur um eine kurze Reaktion von anderen geht, die wir erwarten und die wir kurz für den Moment interpretieren. Sondern wir interpretieren ganz häufig diese Reaktion mit unseren persönlichsten Gefühlen und Überzeugungen wie unserem Selbstwert. 

Mehr zur Abhängigkeit von Feedback und wie du dich davon lösen kannst findest du im Blogbeitrag „Warum Feedback süchtig machen kann„.

Situationen größer interpretieren

Was dann zusätzlich passiert ist, dass du die Situation viel größer interpretierst als sie ist. Ob ich meine Zusatzrolle zum Beispiel mache oder nicht, ist gar nicht so existenziell bedrohlich, wie es mir zuerst schien.
Aber diese Interpretation findet so statt, dass du für einen Moment denkst: „Oh nee. Das ist wirklich alles lebensverändernd, wie ich mich jetzt gerade verhalte.“
Und immer, wenn so was aufkommt, dann zeigt das, dass das mit den innersten und meistens frühen Erlebnissen und Ängsten zusammenhängt. Die hattest du früher mal und seitdem begleiten sie dich und führen dich zu irrationalem Verhalten.
Das ist also der Moment, wo wir genauer hinschauen dürfen. Was ist hier eigentlich los? Warum mache ich mir da so ein Kopf drum? Warum mache ich mir hier so große Sorgen?
Diese Überzeugungen sind nämlich im Kindheitsalter entstanden. Wir kommen gleich noch darauf zurück, was für eine Rolle Hypnose hier spielen kann.

Die Rolle von Schuld und Scham beim Enttäuschen 

Schuld und Scham sind häufig mit dabei, wenn es darum geht, jemanden zu enttäuschen.

Bei Schuld ist es zum Beispiel so, dass die Führungskraft sich für dich eingesetzt haben könnte, dass du diese Rolle übernehmen darfst und dir das zugetraut hat. Und jetzt hast du ein Schuldgefühl, ihr da gerecht werden zu müssen. Das ist ein sehr häufiger Fall.
Oder zum Beispiel in Bezug auf unsere Eltern ist es so, dass die so viel für uns getan haben. Und jetzt möchtest du sie potenziell auch in ihrer Erwartung nicht enttäuschen, weil du glaubst, dass du es ihnen schuldig bist.

Bei der Scham ist es so, dass du eben, wenn du einer Erwartung nicht gerecht wirst, dich potenziell wie eine Versagerin fühlst. Wir sind aufgewachsen mit dem Verständnis, dass Scheitern etwas Schlechtes sei. Erwartungen nicht zu erfüllen, sei peinlich. Wenn du andere enttäuscht, sollte dir das unangenehm und peinlich sein. Aber trau dich das mal zu hinterfragen. Ich sehe das nämlich absolut nicht so.
Bei einer Coaching-Klientin von mir war dieses Motiv mal so groß, dass sie unbedingt einen Job wollte, wo die Erwartungen an sie ganz niedrig waren. Einfach, weil sie so große Angst hatte, zu versagen. Es hat sie so erleichtert, zu wissen, sie kann auf jeden Fall diesen Erwartungen gerecht werden und wird auf keinen Fall enttäuschen. Wegen dieser Angst hat sie sich immer unter Wert verkauft.

Enttäuschen ist eine Entscheidung

Aber warum muss ich denn jetzt enttäuschen? Kann ich nicht einfach alles immer so weiter machen? Weiter People Pleasing betreiben und niemanden enttäuschen?
Der Punkt ist, dass das einfach unmöglich ist. Es ist sehr, sehr schwierig, immer allen gerecht zu werden. Und es ist noch schwieriger, dich selbst dabei nicht zu verlieren.
Es ist unausweichlich, dass dieser Weg zu Mindfuck, Stress und sogar bis zum Burnout führt. Und dabei begleitet dich ständiges Gedankenkreisen.

Das gilt alles für den Arbeitsalltag, aber natürlich ist es das Gleiche im privaten Kontext. Auch da sind wir ständigen Erwartungen ausgesetzt. Aber wir können nicht allen gerecht werden. Das ist die Realität.
Eine Tante von mir hat mal durchleuchten lassen, dass sie es gut finden würde, wenn ich Psychotherapeutin mit festem Kassensitz werde. Aber ich wusste, dass das nicht mein Weg ist. Ein Nein zu ihr bedeutet also gleichzeitig ein Ja für mich und meine Bedürfnisse. Sie in diesem Aspekt zu enttäuschen bringt mich also gleichzeitig viel näher zu mir selbst.
Und deswegen hast du gar keine Wahl. Es ist unmöglich, allen gerecht zu werden und alle immer glücklich zu stellen. Die Frage ist hier vor allem, ob du die richtigen Menschen enttäuscht. 

Also, es ist wichtig, dir zu überlegen: Welche Menschen möchte ich eigentlich enttäuschen? Und welche möchte ich wirklich nicht enttäuschen? Wäge ab. Mache diese Wahl aktiv.
Diese Entscheidung ist so wichtig, denn ansonsten gibst du Menschen, die es nicht verdient haben, Macht über deine Gefühle und Gedanken, weil ihre Erwartungen dich so sehr mitnehmen und beeinflussen.
Das ist die Wahl, die du machen kannst: Was sind eigentlich meine Werte? Und wer ist mir wichtiger?
Wen möchte ich wirklich nicht enttäuschen? Und bei wem ist es okay, wenn es passiert? 

Warum es so wichtig ist, gerade auf der Arbeit zu enttäuschen

Gerade im Jobkontext kann es passieren, dass die Erwartungen immer mehr werden. Dass da immer mehr auf dich zukommt und vor allem deine eigenen Erwartungen immer weiter wachsen. 

Genau da habe ich gelernt, dass es auch ganz wichtig ist zu sehen, welche Relevanz hier eigentlich gerade meinen Job hat? Und welche Relevanz haben die Menschen in meinem privaten Umfeld? Wie wichtig ist mir meine Familie? Wie wichtig sind mir meine Freunde und ja, wie wichtig sind mir eigentlich meine Kolleg:innen und Führungskräfte?

In ganz vielen Fällen bei meinen Coaching-Klientinnen stelle ich fest, dass sie sehr stark damit beschäftigt sind, im Job nicht zu enttäuschen. Während sie aber irgendwie privat die Menschen enttäuschen, weil sie mit so viel Leistungsdruck ihrer Arbeit hinterherrennen. Dabei ist es häufig aber so, dass den Klientinnen eigentlich ihr privates Umfeld viel wichtiger ist.

 

Enttäuschen muss gelernt sein

Du musst andere Menschen enttäuschen, um zu lernen, dass davon die Welt nicht untergeht. Das Leben geht weiter. Andere zu enttäuschen ist nicht so existenziell bedrohlich, wie es dir vielleicht noch scheint.
Das ist eine Erfahrung, die du immer wieder machen musst: Es ist doch nicht so schlimm, andere zu enttäuschen.
Du wirst immer wieder feststellen, dass du trotzdem noch zu Partys eingeladen wirst oder trotzdem noch besondere Aufgaben oder eine Beförderung, eine Gehaltserhöhung oder auch Lob und Anerkennung bekommst.
Das darfst du viele Male erleben, um dir selbst zu beweisen, dass alles okay ist und es gar nicht schlimm ist, andere zu enttäuschen.

Denn wenn du anfängst, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen, dann werden auch deine sozialen Beziehungen gesünder, weil andere wissen, was sie von dir erwarten können und was nicht.
Das klingt vielleicht erst mal komisch, wenn du voll im Modus bist, nie zu enttäuschen und immer allen gerecht zu werden. Aber für dein Umfeld ist es manchmal schwierig zu erahnen, was eigentlich okay ist. Deswegen darfst du Nein sagen.
Es wird sich positiv auswirken auf deine sozialen Beziehungen. Und ist also eine totale Win-Win-Situation.
Du kannst deine Grenzen einhalten, auf deine Bedürfnisse hören und Überlastung im Job und zu starkem Leistungsfokus entkommen. Und deine Mitmenschen können dir gegenüber auch offen ihre Grenzen kommunizieren und wissen, dass sie auf dich zählen können.

Die Lösung für mehr Leichtigkeit

Häufig hängt diese Angst zu enttäuschen mit frühen Erfahrungen zusammen, die du vor vielen Jahren gemacht hast. Die haben dir irgendwie gezeigt, dass du nicht enttäuschen darfst, weil das existenziell bedrohlich sein kann. Du hast vielleicht gelernt, dass du dich irgendwie so verhalten musst, dass deine Bezugsperson dir weiter Nahrung gibt und für dich da ist.
Um wirklich dieses Problem da zu lösen, wo es entstanden ist, also an der Wurzel, ist die Hypnose ein ganz toller Weg. Denn dabei kannst du genau herausfinden, was da eigentlich für ein Gefühl hinter steckt und wo es herkommt.
Und genau dort kann man es in der Hypnose dann lösen. Mit welchen Methoden ich da gerne arbeite und wie das überhaupt funktioniert, erfährst du im Blogbeitrag „Durch Hypnose endlich gut genug sein“.

 

Ich habe Hypnose als supereffektiven Weg erlebt, um meine Klientinnen von dem Druck, immer alle Erwartungen erfüllen zu wollen, zu befreien.
Denn das wartet auf der anderen Seite von „niemanden enttäuschen wollen“: mehr Leichtigkeit im Job und Freiheit, sich den eigenen Bedürfnissen zu widmen.

Wenn du diesem Ziel näherkommen möchtest, komme sehr gerne auf mich zu, schreib mir eine E-Mail oder eine Nachricht. Und wir können in einem kostenlosen, online Kennenlerntreffen schauen, ob Coaching und Hypnose für dich und deine aktuelle Situation gerade der passende Weg ist.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Und vergiss nicht, dass du immer richtig bist, auch wenn du mal für dich einstehst und dabei potenziell andere enttäuscht. 

 

Alles Liebe
Deine Insa

 

Credits: Foto von Giulia May auf Unsplash

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