Die Arbeitskultur, in der wir arbeiten hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Zufriedenheit. Wie gehen deine Kolleg*innen mit dir um? Fühlst du dich immer ernst genommen und wertgeschätzt? Hast du das Gefühl bei der Arbeit voll du selbst zu sein? Hast du manchmal Angst, etwas falsch zu machen oder Ärger zu bekommen? Wenn wir uns in einer Arbeitskultur befinden, die uns nicht gefällt, hat das einen starken Einfluss auf unsere berufliche Erfüllung. Dann ist ein unzufriedenes Gesicht auf dem Heimweg von der Arbeit quasi Programm.

Vor einiger Zeit war ich mal am Zweifeln, ob ich es bringen könnte, an einem Tag mal eine Stunde früher Feierabend zu machen. Grundsätzlich war das bei meinem Arbeitgeber möglich. Trotzdem war ich mir nicht sicher, wie meine Kolleg*innen das finden würden. Mein Freund hat mir daraufhin gesagt: „Insa, du bist die Kultur.“

Werde selbst aktiv.

Wir haben durch unser eigenes Verhalten einen signifikanten Einfluss auf die Teamkultur, in der wir uns befinden. Ich  habe trotzdem den Eindruck, dass Viele diese als gegeben hinnehmen. Dadurch warten dann alle darauf, dass ein Kulturwandel von „oben“ ausgelöst wird. In Hamburg gilt Otto (ja, den Versandhandel gibt’s auch ohne Katalog immernoch) als Vorzeigeexemplar für den unternehmerischen Kulturwandel. Dort konnten die MA also wirklich miterleben, wie alte Systeme in der Organisation strukturiert überholt wurden und eine neue Arbeits- und Umgangsform eingeführt wurde. Von Otto bekommt man immer wieder mit, wie eine Veränderung der Kultur zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden beiträgt. Dadurch ist Otto auch zu einem der beliebtesten Arbeitgebenden (Ist das deutsch? Naja, zumindest gegendert.) der Hansestadt aufgestiegen.

In meinen Augen ist es klasse, wenn so etwas passiert. Aber darauf müssen wir nicht warten. Wir können selbst unser Umfeld mitprägen und so zu unserer beruflichen Erfüllung beitragen. Ich höre immer wieder von Generationskonflikten bei der Arbeit. Besonders die Generation Y hat häufig andere Vorstellungen als alteingesessene Mitarbeitende. Damit du mit deinen Bedürfnissen und Wünschen in deiner Organisation zufrieden bist, solltest du selbst aktiv werden.

Was wäre ein wünschenswerter Zustand?

Ich denke, dass dies für alle ein bisschen unterschiedlich sein kann. Aber in einigen Punkten stimmen wir sicherlich alle überein.

Für mich wäre eine Kultur erstrebenswert, in der ich mich wertgeschätzt fühle. Ich möchte als Mensch und nicht nur als Mitarbeiterin wahrgenommen werden, und ich möchte, dass meine Leistung gesehen wird. Außerdem wünsche ich mir eine flache Hierarchie, in der mir nicht vorgeschrieben wird, was zu tun ist. Ich möchte eigene Ideen einbringen können und die Möglichkeit haben, Projekte zu starten, die ich als wertvoll ansehe. Außerdem finde ich es wichtig, dass ich Emotionen zeigen kann und keine Angst vor Fehlern haben muss.

Wichtig für die berufliche Zufriedenheit ist, dass du dich bei der Arbeit wohl fühlen kannst. Und das passiert, wenn du auch dort eine Rolle einnimmst, mit der du dich identifizieren kannst. (Du willst nicht die Person sein, die immer wieder meckert. Aber manchmal macht eine Arbeitskultur so etwas mit einem.)

Sind das auch die Dinge, die dir wichtig sind? Was für eine Arbeitskultur würdest du dir wünschen?

Was du selbst tun kannst

Kenne dich selbst und zeige auch wer du bist.

Wenn du als Person wahrgenommen werden möchtest, solltest du dich nicht hinter einer Fassade verstecken, sondern deine eigenen Schwächen kommunizieren oder Emotionen zeigen. Das macht uns menschlich. Schwächen gehören dazu und sollten in einer positiven Arbeitskultur nicht abgewertet werden.

Lebe selbst die Werte, die dir wichtig sind.

Mir sind ein wertschätzender Umgang und Raum für Ideen wichtig.

  • Wertschätzung: Anerkennung muss nicht immer von Führungskräften ausgehen. ¹ Wertschätze deine Kolleg*innen regelmäßig für ihren Einsatz oder ihre Ideen. Sei dabei auch möglichst konkret, damit sie wissen, was du positiv findest. Ich sage zum Beispiel gerne mal nach einem Termin „Das hat wieder Spaß gemacht, mit dir zu arbeiten.“ oder nach Abschluss eines Arbeitspaketes: „Ich finde du hast Thema XY super in die Hände genommen und gemanagt. Vielen Dank dafür.“.
  • Raum für Ideen: Zeige Mut und präsentiere deine innovativen oder kreativen Ideen, die vielleicht etwas aus der Reihe tanzen. Und lass dich nicht unterkriegen, wenn sie abgelehnt werden. Immerhin öffnest du somit das Gespräch für neue Möglichkeiten.

Baue persönliche Beziehungen mit deinen Kolleg*innen auf.

  • Zeige deine eigene Vulnerabilität (=Verletzlichkeit). Für unser Wohlbefinden ist gegenseitiges Vertrauen sehr wichtig. Wenn wir uns verletzlich zeigen, können wir ein Vertrauensumfeld schaffen.
  • Beziehe deine Kolleg*innen in deine Entscheidungen ein. Ich hatte schon manchmal die Situation, dass ich Herausforderungen bei der Arbeit zu klären hatte. Zum Beispiel hatte ich mich nicht wohl gefühlt mit einer/einem Kollegin/Kollegen. Oder ein anderes Mal habe ich mich damit auseinander gesetzt, wie ich mich beruflich weiterentwickeln möchte und, ob ich mich intern bewerben sollte. In diesen Situationen habe ich häufig einzelne Kolleg*innen beratend einbezogen. Das hat unsere Beziehung immer verstärkt.
  • Schiebe Negatives nicht auf deine Kolleg*innen. Was Menschen im Arbeitskontext häufig machen, ist, die eigenen Unzulänglichkeiten auf andere zu übertragen. Es läuft was schief und man denkt sich sofort, dass die Kolleg*innen es wieder vermasselt haben. Wenn wir so etwas auf andere schieben anstatt auf uns selbst, dann rettet das zwar den Selbstwert. ² Leider hat es aber keinen positiven Effekt darauf, wie wir unser Umfeld wahrnehmen und mit Personen im Umfeld umgehen.

Gehe ins Gespräch.

Wenn die Situation nicht so ist, wie du sie dir wünschst: gehe mit deinen Kolleg*innen ins Gespräch! Hast du Angst vor Fehlern? Was hindert dich daran, dich vollständig wohl zu fühlen auf der Arbeit? Suche das Gespräch und sende Ich-Botschaften. Ihr müsst nicht direkt eine Lösung finden, aber wenn das Gespräch erstmal eröffnet ist, wird sich die Situation weiter entwickeln. Und ihr könnt einfach wieder anknüpfen an bereits Gesprochenes.

Am Allerwichtigsten ist auf jeden Fall, dass du für dich selbst herausfindest, was ein wünschenswerter Zustand wäre und was deine beruflichen Bedürfnisse sind.

Dich selbst damit auseinander zu setzen, wie du dein Umfeld anpassen kannst und Kleinigkeiten dahingehend zu verändern könnte Mut kosten und dir die Möglichkeit geben zu wachsen.

Take a chance! Du hast einen signifikanten Einfluss auf dein Umfeld.

Alles Liebe
Deine Insa

Zum Weiterlesen

¹ Mary Kondo & Scott Sonenshein: Joy at Work
² Volker Kitz & Manuel Tusch: Das Frustjobkillerbuch

Photo by Boris Campello on Unsplash

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